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Geschichte der Freien Alternativschulen

Die ersten Freien Alternativschulen gründeten sich Anfang der 1970er Jahre. Waren sie in den Anfangsjahren noch sehr umstritten, haben sie sich inzwischen zu einer selbstbewussten Bewegung in der bundesdeutschen Bildungslandschaft entwickelt. 86 Schulen und 11 Gründungsinitiativen sind (Stand 2013) im Bundesverband der Freien Alternativschule (BFAS) organisiert.

Um der entstehenden Alternativschulbewegung eine gemeinsame inhaltliche Grundlage zu schaffen, wurden 1986 die Wuppertaler Thesen formuliert. In ihnen spiegelt sich das Selbstverständnis der Alternativschulen wieder: Eine demokratische Schulkultur, eigenverantwortliches Handeln, angstfreies, selbstbestimmtes Lernen und 'mitwachsende' Konzeptionen. Alternativschulen sind Lebensorte, in denen das Zusammenwirken aller Beteiligter in demokratischer Art und Weise erfahren, ausgehandelt und weiterentwickelt wird. Das Hinterfragen von Gewohnheiten und Annahmen gehört zu dieser demokratischen Schulkultur. 2011 wurden die bisherigen Grundlagen um eine aktualisierte Standortbestimmung ergänzt (Berliner Erklärung). Hier wurde beispielsweise benannt, dass sich Alternativschulen als inklusive Lernorte verstehen.

Die Vielfalt der Mitgliedsschulen im BFAS ist Grundlage für einen bereichernden und solidarisch-kritischen Austausch untereinander. Auch wenn bei genauerer Betrachtung jede Kategorisierung der Alternativschulen fehlerhaft bleiben wird, so lassen sich doch mindestens drei 'Tendenzen' beschreiben.

Unter dem Stichwort 'Aktive Schulen' lassen sich Schulen zusammen fassen, die die Eigenaktivität der Kinder in Anlehnung an Rebecca Wild und ihre Lernumgebung 'Pesta' in Quito besonders hervorheben. Die LehrerInnen bzw. LernbegleiterInnen nehmen ihre Aktivität zugunsten der Kinder zurück. Kinder und Jugendliche werden hier explizit nicht ermutigt oder 'motiviert', etwas zu tun. Alle Aktivität soll von den Kindern und Jugendlichen selbst ausgehen. Bei der Gestaltung der Lernumgebung orientieren sich 'Aktive Schulen' u. a. an (den Gedanken) Maria Montessori(s).

Als 'Demokratische Schulen' kann man die Schulen beschreiben, die sich u. a. am Konzept der Sudbury-Valley-School in den USA orientieren. Entscheidungs- und Klärungsprozesse werden sehr demokratisch organisiert, auf Lernangebote von Seiten der Erwachsenen wird verzichtet und auch hier werden die Kinder und Jugendlichen zu keiner Tätigkeit gezwungen oder überredet. Die Initiative für das Lernen geht von den Kindern und Jugendlichen aus, die LernbegleiterInnen unterstützen nur auf Nachfrage. Ein großer Schwerpunkt dieser Schulen ist die demokratische Organisation der Schulangelegenheiten. Oberstes Entscheidungsgremium dieser Schulen ist die jeweilige Schulversammlung.

Eine dritte - und die vielleicht größte - Tendenz innerhalb des BFAS bilden Schulen, die sich keiner bestimmten pädagogischen 'Richtung' zuordnen. Die Konzeptionen dieser Schulen beziehen sich auf verschiedene Ansätze und können an den verschiedenen Standorten recht unterschiedlich sein. Die Eigeninitiativen der Kinder und Jugendlichen werden oft von Lernangeboten Seitens der Erwachsenen ergänzt. Die Schulversammlungen entscheiden vor allem über den schulischen Alltag. Auch hier können bestehende Regeln immer wieder hinterfragt oder verändert werden. Die Lernmethoden und -materialien sind bunt gemischt.

Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass alle Schulen sehr besonders sind und die verschiedenen Aspekte von Alternativschulen unterschiedlich akzentuiert sind. Es lohnt sich also,  verschiedene Konzepte zu lesen und mehrere Freie Alternativschulen zu besuchen, wenn man mit dem Gedanken spielt, eine eigene Freie Schule zu gründen.

Wuppertaler Thesen

Berliner Erklärung